Vor mehr als zehn Jahren hat ein Stipendium Olaf Martens intensiver mit Madrid in Verbindung gebracht. Dort fand er den perfekten Background für seine meist glamourösen Inszenierungen. Dualitäten wie Männlich/Weiblich, Dekadenz/Askese, Sein/Schein, Strenge/Verspieltheit werden ebenso infrage gestellt wie die häufig Mode beherrschenden Klischees von Schönheit, die mittels ironischer Brechung dekonstruiert werden. Gerade dieses Changieren zwischen Bedienen und Brechen der Klischees ruft oft "hitzige Reaktionen" (Harald Kunde) hervor.
Werke von Olaf Martens sind u. a. in den Sammlungen Goetz/München, Haus der Fotografie Sammlung F. C. Gundlach/Hamburg, im Leopold Museum Wien, im Rheinischen Landesmuseum Bonn, Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Industriemuseum Knappenrode und im Grassi-Museum/Leipzig vertreten.
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Susanne Brodhage: Fjord, 2009-2019, 55 x 133 cm UV-Pigmentdruck auf Fine Art Pearl © VG Bild Kunst, Bonn 2021 |
Ausgangspunkt von Susanne Brodhages Werkreihe "Fjord" war eine Artist Residency am Skaftfell Center for Visual Art. Die über die Wintermonate völlige Abgeschiedenheit der kleinen Stadt und die Allgegenwärtigkeit der umgebenden Berge überführte die Künstlerin in Fotografien, welche als solche erst bei näherer Betrachtung erkennbar sind. Die Betonungen der Strukturen durch die pulsierenden Dehnungen und Stauchungen charakterisieren die Bilder, die aus zwei Panoramen entstanden sind.
Durch diese Art der Übersetzung von Landschaft intensiviert sich die Beziehung zwischen Betrachter und Werkgegenstand, es kommt gewissermaßen zu einer wechselseitigen Beobachtung.
Werke von Susanne Brodhage wurden u.a. in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart, im Skaftfell Center for Visual Art, Island, auf dem 4. Internationales Fotobuch Festival, Kassel, in der Stadtgalerie Bad Soden, Frankfurt, und an weiteren Orten in Düsseldorf, München und Berlin gezeigt.
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Roland Wirtz: Schlossplatz, Berlin, 22. November 2008
Unikat – Direktbelichtung auf Cibachrome 127 x 220 cm
© VG Bild Kunst, Bonn 2021
Die Arbeiten von Roland Wirtz als Fotografie zu beschreiben, scheint zu kurz gegriffen. Im Zeitalter digitaler Bildgenerierung schafft Wirtz physische Zeugnisse von Ereignissen und Orten und erschließt mit seiner Vorgehensweise ein Grenzgebiet zwischen Film, Fotografie, Skulptur und Denkmal. Mit Hilfe seiner selbst konstruierten Kameras werden die Sujets direkt auf Fotopapier belichtet. Kein Negativ, keine digitale Nachbearbeitung, kein zweiter Versuch, keine Kopien. Die Unmittelbarkeit der Bildentstehung macht aus seinen Werken physische Abbilder des gewählten Ortes. Die reflektierenden und emittierten Photonen der Bildmotive prägen ihr Bild direkt in das am Ort des Geschehens anwesende Papier des Werks, das praktisch zu einem „Gefäß für das Licht jenes Tages“ wird.
Werke von Roland Wirtz sind u. a. in den Sammlungen Fritz Gruber, Köln, Art Collection Deutsche Börse, Frankfurt/M, Robert Lebeck, Berlin, Saarländische Landesregierung, Saarbrücken und der Citigroup, London vertreten.
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Seit 2013 installiert Rainer Jacob Objekte aus Eis, oft Radiatoren, anonym im öffentlichen Raum, z. B. in Leipzig, Berlin, Paris, Moskau oder Oslo. Je nach den herrschenden winterlichen Verhältnissen existieren sie für Stunden oder Wochen und lösen sich dann spurlos wieder auf. Die Rippenheizkörper aus Eis greifen die durch die Industrialisierung hervorgerufene Veränderung des Klimas auf, verweisen aber auch gleichzeitig im Wachstum begriffene soziale Kälte. Die innewohnende gesellschaftliche Stellungnahme nimmt sich durch die Vergänglichkeit der Objekte wieder zurück, bleibt nicht dauerhaft greifbar und hält den Platz frei für neue Interventionen. Nur die fotografisch festgehaltenen Situationen überdauern den Moment.